Templer in Vila do Bispo

Raposeira- ein Dorf mitten im Gebiet der einstigen Tempelritter

Wer seinen Urlaub in der Westalgarve verbringt, bewegt sich auf äußerst geschichtsträchtigem Boden. Man könnte meinen, dass hier ganz besonders Sagres mit seinem Fortaleza als das Tor zur Welt eine Hauptrolle spielte, das ist ganz sicher auch so.

Doch deshalb anzunehmen, dass  die Orte Vila do Bispo und Raposeira einfach nur „kleine Ableger“ des Fortalezas gewesen wären, das würde diesen Orten nicht gerecht werden. Raposeira war schon immer etwas Besonderes und das Dorf spielte stets eine eigene und wichtige Rolle.

Im Gebiet zwischen Raposeira und Sagres wurden schon immer die Götter angebetet, die Region galt als heilig. Die zahlreichen Megalithen und Menhire zwischen Vila do Bispo und Raposeira sind Zeugen dieses Kults und auch die Namensgebung von Sagres, das man mit „heilig“ übersetzen kann.

Als später die Römer einen spanischen Priester namens Vinzenz aus Valencia hinrichteten und seine Leiche dann in einem kleinen Boot auf den Atlantik hinausschickten, da verschwand dieser nicht wie erwartet am Ende der Welt, sondern landete  nach christlicher Überlieferung von vielen Raben begleitet  in den Klippen von Sagres. So wurde auch der Priester Vinzenz heilig gesprochen und das Kap erhielt den Namen Cabo de Sao Vicente. Später noch, nach den Aufzeichnungen arabischer Chronisten sind die Raben an dieser Stelle geblieben, und man erzählt sich, dass die Raben bis heute immer wieder an diesen Ort zurück kehren.

Als 1314 der Großmeister der berühmten Templerordens Jaques de Molay  hingerichtet und der Orden verboten und zerschlagen wurde,  flüchteten die überlebenden Ordensritter in verschiedene Teile Europas. Eines der  Gebiete, in denen sie neu Fuß fassten, war die Westalgarve. In Portugal war der Orden nicht verboten worden, im Gegenteil, man bemühte sich um die Templer, die zu diesem Zeitpunkt die einzigen Menschen waren, die durch die Kreuzzüge bereits  Erfahrungen im Schiffbau, der Schifffahrt und der Navigation hatten.

Nun, nach ihrer Zerschlagung holte man gern die Templer ins Land, änderte lediglich den Namen der Bruderschaft in „Convento de Christo“ (Christusorden) und siedelte sie in der Nähe von Sagres an. Sagres nannte man bis dahin auch Finistere- das Ende der Welt. Das Wissen der Templer sollte dieses Ende der Welt nun in eine Tür zu Neuen Welt verwandeln.

Und tatsächlich blühte die Seefahrt nun  auf. In Sagres entstand die berühmte Schule der Seefahrer, geleitet von Infante Dom Henrique, keinem geringeren als Heinrich dem Seefahrer, Sohn des Portugiesischen Königs, der als Drittgeborener keine Aussicht auf die Thronfolge sah und sich schon früh der Seefahrt widmete. Er gründete die berühmte Seefahrerschule in Sagres, er initiierte zahlreiche Entdeckungs-Expeditionen  und wurde schließlich selbst Großmeister des Ordens.

Heinrich hielt sich von nun an viel in dieser Region auf, er besaß Häuser in Raposeira, wurde Gouverneur der Algarve und gründete hier 1443 „Vila do Infante“ – die Stadt des Königs. Viele Legenden ranken sich um diese Königsstadt- nur leider wurde sie aus unbekannten Gründen 1597 von dem Korsaren Sir Francis Drake vollkommen zerstört. Es folgte eine Zeit der Stille, bis Vila do Infante  gut 50 Jahre später dem Bischoff der Algarve geschenkt wurde.

Der Bischof setzte der Stadt sein eigenes Krönchen auf und nannte sie kurzerhand „Vila do Bispo“ – die Stadt des Bischofs.

Heinrich besaß mehrere Häuser in Raposeira, unter anderem das Anwesen „Quinta da Raposeira“, dem mehrere größere Ländereien angehörten. Sein Leben war von nun an der Schiffahrt und der Entdeckung gewidmet. Sein Werk und seine Forschungen übte er in Sagres aus, doch immer wieder kehrte er nach Raposeira zurück und wohnte auch dort. Das Haus in dem er schließlich starb, steht noch immer in Raposeira.

Doch Heinrich der Seefahrer hinterließ in Raposeira weit mehr. In einem kleinen Tal etwa zwei Kilometer östlich von Raposeira, mitten im Gebiet der Quinta do Raposeira sollen sich in der Zeit zuvor einige Wunder  abgespielt haben, und es ist anzunehmen, dass Heinrich dieses Gebiet eben wegen dieser Ereignisse erwarb.

Es ist ein stiller Ort mit einer kleinen Quelle, die die ortsansässigen Menschen bis dahin als Weihestätte genutzt hatten. Die Schäfer führten alljährlich ihr Vieh dorthin, um es zu weihen, es wurden Fruchtbarkeitsrituale abgehalten und man feierte hier das heidnische Licht-Fest.

An diesem Ort ließ Heinrich eine Kapelle errichten. Erzählungen von einer geheimnisvollen Herkunft verbinden die Guadalupe-Kirche von Raposeira mit der Flucht einiger Tempelritter aus Frankreich im Jahre 1307, die auf dem Weg zur Küste waren und einen geheimen Schatz sowie das Geheimwissen der Templer mit sich führten. Die Templer stehen im Ruf, die gotische Bauweise über Europa verteilt zu haben. Die Kirche von Guadalupe gilt als die älteste gotische Kirche in der Algarve.

Mit dem Bau der Kirche  von Guadalupe erhielt dieser besondere Ort eine weitere Schicht der Mystik, denn die Kirche verehrt nicht etwa einen der Heiligen katholischer oder protestantischer Herkunft, sondern die schwarze Jungfrau von Guadalupe, einem ganz anderen und eigenen Mythos, den Heinrich nach Raposeira holte und dem die Kirche geweiht ist. Viele Menschen fragen sich bis heute, ob dies einfach eine Trendwendung war oder ein weiteres Verschleierungsmanöver Eingeweihter, um das geheime Wissen der Templer zu schützen.

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