Fortaleza de Sagres und Heinrich der Seefahrer!
Die Überreste einer Burg aus dem 18. Jahrhundert, welche die von Heinrich dem Seefahrer gebaute und von Sir Francis Drake angeblich nach seinem Angriff auf Cadiz zerstörte Originalburg aus dem 15. ersetzte, befindet sich auf der einen Seite des Kaps und gewährt durch einen eindrücklichen Bogen den einzigen Zugang. Die aus dem 16. Jahrhundert stammende Kirche der Schutzpatronin der Gnade, die auf dem Grundstück erstellt wurde, an dem Heinrich der Seefahrer ursprünglich eine Kapelle baute, der berühmte 43 Meter breite Kompass und der Turm zeugen von der historischen Wichtigkeit dieser Stätte.
Vor 550 Jahren, am 13. November 1460, starb in Sagres (am südwestlichsten Punkt des europäischen Festlandes) kurz nach der Eroberung von Alkassar Heinrich der Seefahrer (Henrique el Navegadór).
Heinrich wurde am 4. März 1394 als vierter Sohn König Johanns I. von Portugal (1385 – 1433) geboren. Obwohl er selber nie an einer Entdeckungsfahrt teilnahm, hat Portugal es ihm zu verdanken, dass es für Jahrzehnte “die Führung bei der Erforschung der außereuropäischen Welt” einnahm.
Des Ritterschlags würdig machte sich Heinrich im Sommer 1415, als ein portugiesisches Heer unter seiner Führung die auf der afrikanischen Seite der Straße von Gibraltar gelegene Stadt Ceuta eroberte. 1419 wurde er zum Gouverneur der Algarve, der südlichsten Region Portugals, ernannt und organisierte von nun an die Erkundungs- und Expansionsfahrten an die westafrikanische Küste. So kam es zur Entdeckung und Kolonisierung von Madeira und den umliegenden Inseln, ab 1427 der Azoren, danach zur Besetzung der Kanarischen Inseln gegen kastilische Ansprüche, 1434 zur erstmaligen (nach zuvor 15 vergeblichen Versuchen) Umrundung von Kap Bojador, dem “Kap ohne Wiederkehr”, das ca. 1300 km Luftlinie südwestlich von Sagres liegt; zur Entdeckung des Rio d’Ouro.
Es war daher nur folgerichtig, dass der portugiesische König Schritt für Schritt Angehörige des Königshauses in enger Abstimmung mit dem Papst in Führungspositionen der Ritterorden wählen ließ.
So wurde Johann I. am 25. Mai 1420 in der päpstlichen Bulle In apostolice dignatis specula bestätigt, dass seinem Sohn Heinrich dem Seefahrer und Herzog von Viseu der Titel eines Administrators bzw. Gouverneurs des Ordens der Christusritter (Templer) auf Lebzeiten verliehen wurde. Da Heinrich die Weihen nicht erhalten hatte, war er „nur“ der weltliche Führer des Ordens, obwohl er in der Literatur häufig als Großmeister angesprochen wird. Seit mit Heinrich weltliche Verwalter des Großmeisteramts eingesetzt wurden, nahm der Großprior des Ordens – als praelatus nullius dioecesis – die geistliche Verwaltung des Großmeisteramts und somit die geistliche Jurisdiktionsgewalt wahr.
Die portugiesischen Schiffe segeln deshalb auch unter dem berühmten „Tatzenkreuz der Templer“.